05.-07.10.2011
Verschiedene globale Krisen überlagern sich gegenwärtig, vertiefen sich gegenseitig. Klimawandel, Finanzkrise, Vermüllung, Artensterben, Hunger hier und Überfluss dort - Schlagwörter, die jede/r kennt, Wörter, die uns erschlagen. Realitäten, die erschlagen.
Uns geht die Zeit aus, künstlerisch verschlüsselte, verhübschte oder verquere Botschaften zu senden, welche die ZuschauerInnenschaft müde und mühsam zu entziffern versucht. Vielleicht ist Kunst unnötiger Ballast beim Widerstand gegen den unausweichlich erscheinenden Untergang? Ein Umweg, den wir uns nicht mehr leisten können, unverantwortliche Ablenkung vom Eigentlichen, überflüssiger Luxus, fatale Verschleierung des Wesentlichen, Opium für das Volk. Und stabilisiert damit in Wahrheit das System, das zu kritisieren sie vorgibt?
Heißt der Schlachtruf also: "Schluss mit Kunst! - reden wir Klartext"?
Die PerformerInnen gehen vom täglich erlebten Widerspruch ihrer künstlerischen Arbeit aus. Sie räumen die Bühne und machen Platz für Klartext und unmissverständliche Bilder aus dem Internet, für harte Fakten, politische Analysen und beherzte Brandreden. Sie spüren mit Körper, Hirn und Herz den Zustandsbeschreibungen, Argumenten und Forderungen nach, begeben sich in die Paradoxien des Kunstschaffens angesichts globaler Katastrophen und ergründen verzweifelt lustvoll die entlegensten Winkel der im weitesten Sinne politischen Kunst.
Das KünstlerInnenteam rund um Editta Braun holt zum Experiment aus und sucht jenseits aller zeitgenössischen Kunstnormen der Verrätselung, Abstraktion oder Dekonstruktion nach authentischen Antworten: Macht politisch engagiertes Theater in diesem historischen Moment globaler Umwälzungen überhaupt noch Sinn? Sollten wir nicht besser all unsere Kräfte in die Revolte werfen? Oder ist ohnehin schon alles zu spät?
Länge: ca. 65 Minuten
Die Salzburger ChoreografInnenplattform tanz_house versteht sich als städte- und länderübergreifendes KünstlerInnennetzwerk, die sogenannte Provinz ist ihnen Heimat- und Aufbruchsort zugleich.
Der diesjährige tanz_house Herbst lädt mit einem dichten und vielfältigen Programm dazu ein, den eigenen Blick hinsichtlich des Meinungsmainstreams über Tanz und Performance zu schärfen. Um im besten Fall dadurch auch angeregt zu werden, globale Fragen aus den etablierten Kontexten herauszulösen und neu anzugehen. Zeit dafür wäre es.
Programmkuratorin: Editta Braun