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Paul Plut „Lieder vom Tanzen und Sterben“ am 17.11.2016 um 20:30 Uhr
Foto (c) Gerfried Guggi

Paul Plut „Lieder vom Tanzen und Sterben“

Der Sänger von Viech präsentiert sein Debütalbum als Solokünstler. Düsterer Dialekt-Gospel, der durch Reduktion und Intimität besticht.

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Paul Plut startet seine Solokarriere – mit Liedern vom Ende. Mal auf bluesig arrangierten Feldaufnahmen, mal auf treibenden Noise-Gitarren kommt der düstere Dialekt-Gospel daher. Plut bearbeitet darin seine beiden Suizidversuche vor dem steirischen Gebirgsmassiv. Eine fiebrige Andacht, in der sich die Pole gefährlich nahe kommen: Fliegen und Fallen, Stillstand und Ekstase, Tanz und Tod.

In den Bergen braut sich ein Gewitter zusammen. Eine steinerne Kapelle ist der einzige Unterschlupf. Unter der Kirche liegen die Reliquien von Artmann, Cave, Jarmusch. Der Priester steht mit dem Rücken zur versammelten Gemeinde. Er reißt die Arme in die Luft...

Mit seiner Deutschpop-Band Viech und der Bluesrock-Maschine Marta ist Paul Plut in der österreichischen und süddeutschen Musiklandschaft schon seit mehreren Jahren erfolgreich unterwegs.
Im Alleingang zelebriert er Reduktion und überrascht mit großer Intimität. Die Sprache, die zu dieser Unmittelbarkeit befähigt, ist der eigene Dialekt: „Österreichische Mundartmusik wirkt oft generisch und eindimensional. Positive Gegenbeispiele gehen selten über das Wienerische hinaus. Ich will das bestehende Spektrum der Dialektmusik um dunkle Varianten erweitern“, so der Künstler. Dargeboten wird das Ganze mit Pluts Glasbeißerstimme, über die Karl Fluch (Der Standard) schreibt: „Die Stimme wirkt schon jetzt, als könnte sie Geschichten aus mehreren Kriegen erzählen.“

Und in der Tat tischt Plut auf seinem Solo-Debüt keine leichte Kost auf. In künstlerischer Abschottung entstanden, bearbeitet er hier erstmals seine beiden Suizidversuche vor dem Gebirgsmassiv, das auch sein Pressefoto ziert. „Ois wos guat is in da Wöd, konnst in a Tuchant aus Lärchnhoiz legn“, heißt es etwa in der ersten Auskopplung „Lärche“. Für das Projekt lässt der Künstler die Scharniere jener Holzkiste ächzen, in der seine Erinnerungen bislang sicher verwahrt lagen.

Wo reichlich Raum dafür wäre, lassen die Lieder dennoch keinen Platz für Pathos, denn, so der Musiker: „Die Erde ist ein großer Friedhof. Das macht sie noch lange nicht zu einem Ort der Traurigkeit.“ Sehr wohl aber macht sich Plut dunkle christliche Riten zu eigen, von denen seine Fantasie seit frühen Kindheitstagen durchdrungen ist. In der zweiten Single „Vota“ streift er sich das Messgewand über und stampft in festen Bergschuhen gegen den eigenen Unglauben an. Dazu marschieren gellende Gitarren über einen Beat aus knarzenden Beichtstühlen und knallenden Türen. Die dritte Auskopplung holt die Handlung vom Geistlichen ins Weltliche, auf den harten Asphalt der Großstadt. „Wer hot dem Trottl den Hois umdraht?“, lautet hier die Frage eines misanthropen Ermittlers. Zurückgeworfen in die Anonymität der Masse, reiht sich Plut unter die Verdächtigen: „A Haufn Gsichta. A Haufn Trottln. Stö di her. Oana mehr.“ Wo sich andere Liedermacher mit einer gediegenen Ballade verabschieden, beschließt Plut den ersten Auszug aus seinem 2017 erscheinenden Liederwerk mit einem ekstatischen Noise-Outro, das dem Beelzebub den Rang abläuft. (Pressetext nach Julia Hager)

Paul Plut
Foto (c) Gerfried Guggi

Paul Plut

ist 1988 in Schladming geboren, wuchs in Ramsau am Dachstein auf, hat in Graz studiert, lebt und arbeitet als freischaffender Künstler in Wien.
paulplut.com/lieder