AUSweg. Das wesentliche NEIN.
Das Open Mind Festival widmet sich 2016 unter dem Motto „AUSweg. Das wesentliche NEIN.“ dem konstruktiven Verschwinden, dem emanzipatorischen „Genug ist genug“, der befreienden Verweigerung, aber auch der Flucht vor sich selbst, und dem damit einhergehenden Eskapismus.
Entgegen der Brexit-Annahme und anderer populistischer Polarisierungen, wo es darum geht, (schriftliche) Ablehnung zu erzeugen, fällt es keinem leicht, Nein zu sagen. Unser Gehirn ist darauf konditioniert, Konflikte im zwischenmenschlichen Bereich zu vermeiden und schaltet daher oft auf ein „Ja“. Viele Kulturen haben nicht einmal ein Wort für „Nein“, stattdessen retten sich Sprachen wie Chinesisch z. B. in Umschreibungen. Nicht Klarheit steht hier im Vordergrund, sondern der sozialen Norm zu entsprechen. Ein „Nein“ erfordert Selbstbewusstsein und das beginnt im Kopf.
Ähnlich verhält es sich mit der aktiven, befreienden Flucht aus ausweglosen Situationen. Wenn man erkennt, dass man ein System nicht ändern kann, ist es legitim, ihm den Rücken zu kehren. Wenn man versucht, Alternativen zu finden oder zu leben, ist das kein Zeichen von Versager*innentum oder Schwäche, sondern von Intelligenz.
In beiden Fällen, dem selbstbestimmten Nein und der konstruktiven Flucht, wartet im besten Fall die persönliche Freiheit. Auch wenn diese zu leben oft nicht einfach ist, hat niemand das Recht, die eigene Würde zu missachten.
Cornelia Anhaus, Kuratorin Open Mind Festival
Das Faltplakat zum Open Mind Festival 2016 als PDF.
„Kultur macht Thema“ ist seit 2009 Leitfaden des Open Mind Festivals, mit dem die ARGEkultur das Selbstverständnis von Kunst und Kultur als Kristallisationspunkt einer kritischen Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen Fragen sichtbar machen will. Es ist die Quintessenz der drei programmatischen Grundprinzipien des Mehrsparten-Kulturzentrums – Produktionshaus, Veranstalterin und Netzwerktätigkeit – ein Konzentrat der künstlerischen Idee des Jahresprogramms der ARGEkultur, das unterschiedliche künstlerische und diskursive Zugänge unter einem annual wechselnden Motto präsentiert. Zentral sind die jeweiligen Koproduktionen, die originär für das Festival erarbeitet werden.
Übersicht und Archiv zum Open Mind Festival 2009-2016