"The senses have no future" resümierte
Hans Moravec in einem kontroversiellen Aufsatz Ende der Neunziger. Die Vision:
Wenn die Technologie die Evolution eingeholt hat, werden wir unser Bewusstsein
downloaden und unsere Sinne und Knochen, die Menschen als Sex & Bone Machines
haben ausgedient.
Abseits solcher Visionen und ständig steigender Prozessorleistungen bei
gleichzeitiger Miniaturisierung lassen uns Wellness und Schönheitsoperation,
Gesundheitschip und Klonen beständig den Blick auf den eigenen Körper
werfen. Der Mensch ist in die Zange von maschineller und genetischer Verbesserung
genommen. Aber der Schreck vor Frankenstein ist verloren, und selbst der Cyborg
hat seine Scharfkantigkeit verloren: Die Technik geht den Menschen unter die
Haut.
Bone Machines präsentieren vier künstlerische Standpunkte, die sich
mit Körpertechnologien und neuen Körperbildern beschäftigen.
Die vier Projekte erobern auf unterschiedliche Art den Körper und die alten
Knochen und geben ihm den Common Sense zurück:
Marcel-Lí
Antúnez Roca führt uns unmittelbar in die Tiefenschicht
des Schocks, den der Anblick von Maschinenmenschen auslöst. Surrealistische
Bilder und ein Metallskelett, das der Kontrolle der Umgebung (Visuals) genauso
dient, wie es den Akteur selbst kontrolliert - bis sich die Phantasie des Körpers
einen Weg bahnt und die Interaktion von Performer und Publikum einen neuen möglichen
Freiraum schafft.
Ungleich brachialer schaffen
Fuckhead
diesen Freiraum: Sie führen - selbst nackt - in emotionale Extreme, in
Grenzbereiche des Hörens und Wahrnehmens. Die Musik von Fuckhead hat sich
vom Schmerz verabschiedet und feiert die Lust im eigenen Körper zu stecken.
Nahtlos daran schließt sich der Untertitel von
Vivisector,
von
Klaus Obermaier und
Chris Haring, an:
Von Nanotechnologie fasziniert entwerfen Obermaier und Haring eine Realität,
in der dem einzelnen viele Körper zur Verfügung steht und ein Körper
unendlich verwendbar zusammensetzbar und mit Schrecken und ästhetischer
Schönheit zugleich neu transplantierbar wird.
Die Video-Installation von
asap
stellt ein verbindende Galerie der maschinellen und genetisch modifizierten
Körperbilder in einer ironischen Revue zusammen.