Vermittlung (MEDIA ART LAB)
Auf dieser Seite finden Sie eine ausführliche Dokumentation des MEDIA ART LABS 2024, das sich im Rahmen des Medienkunstfestivals DIGITAL SPRING mit der Frage nach der Vermittlung von digitalen und hybriden Theaterprojekten auseinandersetzte. Das Residency-Programm (22. April bis 2. Mai 2024) – gefördert vom Land Salzburg und vom BMKOES aus dem Call Digitale Transformation
– bildete den Auftakt zur Entwicklung von unterschiedlichen Vermittlungsformaten, die in vier Teilprojekten bis Ende 2025 an der ARGEkultur umgesetzt werden. Die Seite wird daher laufend aktualisiert und ergänzt.
+- MEDIA ART LAB – DIGITAL SPRING 2024
22. April bis 2. Mai 2024
Seit 2022 ist das MEDIA ART LAB fester Bestandteil des biennalen Medienkunstfestivals DIGITAL SPRING an der ARGEkultur. Die 2024er-Ausgabe dieses umfangreichen Residency-Programms (22. April bis 02. Mai) wurde vom Land Salzburg sowie vom BMKOES mit den Mitteln des Calls ‚Digitale Transformation’ gefördert. Im Zentrum stand in diesem Jahr die Frage nach der Vermittlung von digitalen wie hybriden Theaterprojekten.
So arbeiteten die beteiligten Salzburger Künstler*innen einerseits an vier Projekten, die alle ihre Premieren an der ARGEkultur feiern werden. B:RHR:NG von Ursula Schwarz, MOOPA von Oblivia und Felix Ludwig, ICH HASSE MENSCHEN von Lena Rucker, Yvonne Schäfer und Nils Corte und MENGELE ZOO von Jenny Szabo und Fabian Schober werden zwar erst zwischen Ende 2024 und Ende 2025 zur Uraufführung kommen – das MEDIA ART LAB bildete aber den Auftakt zur Produktion dieser Arbeiten, deren künstlerisch-technische Grundlagen erforscht und weiterentwickelt wurden.
Gleichzeitig lag der Fokus auf der Frage, wie sich diese digitalen oder hybriden Theaterprojekte so vermitteln lassen, dass die Neugierde eines zukünftigen Publikums geweckt wird. Der ungewöhnliche Ansatz des MEDIA ART LABS war es, die Vermittlung nicht vom fertigen Kunstwerk aus zu denken, sondern vom Beginn des kreativen Schaffensprozesses an – teilweise bereits anderthalb Jahre vor der Premiere. Wie kann ein potentielles Publikum – Expert*innen, Studierende, Schüler*innen, Interessierte – schon bei der Entwicklung der Projekte miteinbezogen werden? Und welche Ideen für Vermittlungsprojekte entstehen daraus? In sogenannten OPEN LABS öffneten wir daher schon jetzt die künstlerischen Werkstätten und ermöglichten mit Lectures und Workshops Einblicke in die performative Arbeit mit Robotern und KI, Motion Capturing, VR-Umgebungen und Gaming-Software. Die beteiligten Künstler*innen luden in die vermeintliche Black Box des Digitalen ein und zeigten: Technologien sind kein Hexenwerk, sie erweitern unsere Spielräume. – Aus den dabei entstandenen Ideen werden bis Ende 2025 Vermittlungs- und Workshopformate entwickelt, die dann rund um die tatsächlichen Premieren der Projekte praktisch umgesetzt werden.
+- MENGELE ZOO
Data Science und Unreale Engine
22. bis 26. April 2024
Künstler*innen: Jenny Szabo / Fabian Schober
Kommen wir irgendwann an den Punkt, an dem Gewalt im Namen des Klimaschutzes legitim erscheint? Dieser brisanten Fragestellung widmet sich MENGELE ZOO, eine interaktive Installation von Jenny Szabo und Fabian Schober. Ihren Blick richten Szabo und Schober dabei vor allem auf die Frage, wie Emotionalität die Diskussionen ums Klima beeinflusst: Wer hat in diesen Diskussionen das Sagen? Wer wird gehört – und wer überhört? Und wodurch entstehen in Klimadiskussionen Gefühle der Ermüdung und Abstumpfung – mit welchen Auswirkungen?
Die Künstler*innen begannen im Rahmen des DIGITAL SPRING die Recherche für das Projekt. Die fertige Installation ist für das Frühjahr 2025 geplant und die daraus resultierende Physical-Theatre-Performance wird Ende 2025 Premiere feiern.
Für das MEDIA ART LAB initiierten die Künstler*innen Gespräche mit Salzburger Bürger*innen und Aktivist*innen (Citizen Scientists) über Aktivismus, Klimawandel und Klimagefühle, die aufgezeichnet und so als Basis für die künstlerische Arbeit an MENGELE ZOO dienen werden. Der Vermittlungsaspekt ist bei MENGELE ZOO also von vorherein in den künstlerischen Schaffensprozess integriert: Vermittlung durch Teilhabe.
Darüber hinaus stellten die Künstler*innen das Projekt in zwei Lectures vor.
Fabian Schober begab sich in seinem OPEN LAB zu Data Science (22. April) auf einen Reality Check, indem er das Internet nach öffentlich verfügbaren Daten zu den Fragestellungen von MENGELE ZOO durchsuchte und diese auswertete.
Darüber hinaus entwickeln die Künstler*innen im MEDIA ART LAB einen ersten Prototypen ihrer interaktiven Installation, in der die Daten und Erzählungen der Citizen Scientists in Bezug auf die Klimakrise und Klimaaktivismus so verarbeitet wurden, dass die Gaming-Umgebung – eine nachgebaute Version der Stadt Salzburg – davon beeinflusst wurde. Jenny Szabo präsentierte im zweiten OPEN LAB (26. April) diesen Prototypen und das Spiele-Entwicklungstool Unreal Engine
, mit dessen Hilfe Geschichten auf immersive und interaktive Weise erzählbar und Welten greifbar gemacht werden können und auf welchem die Installation basiert.
+- B:RHR:NG
Tanz/Körper und Motion Capturing
22. bis 26. April 2024
Künstler*innen: Ursula Schwarz / Felix Ludwig
2022 hat die Künstlerin Ursula Schwarz die digitale Performance BRHRNG für die Eröffnung des Digitalen Foyers im Rahmen des OPEN MIND Festivals 2022 entwickelt. Die Künstlerin und ihr Team sammelten dabei in Einzel-Begegnungen mit den Teilnehmer*innen Beschreibungen von Berührungen und übertrugen sie mittels Motion Capturing in den digitalen Raum – in ein Museum der Berührung
.
Im Nachfolgeprojekt B:RHR:NG – die Premiere ist für Dezember 2024 geplant – werden die dabei aufgeworfenen Fragen wieder in den analogen Raum zurückgespielt. Eine Tänzerin interagiert auf der Bühne mit einem virtuellen Avatar. Dafür werden hinter der Bühne die Bewegungen einer weiteren Performerin erfasst und in Echtzeit auf das Hologramm dieses digitalen Avatars übertragen.
Im Rahmen des MEDIA ART LABS fanden nun einerseits Try-Outs für das Projekt auf der Bühne der ARGEkultur statt. Gemeinsam mit Student*innen des Master-Studiums Applied Theatre
(Universität Mozarteum / Thomas-Bernhard-Institut) entwickelten Ursula Schwarz und Felix Ludwig ein Workshop-Format, das im OPEN LAB zu B:RHR:NG (26. April) erstmals zur Anwendung kam. Dabei konnten die Besucher*innen selbst aktiv werden: Ist eine Berührung zwischen einem physisch anwesendem Körper und einem digitalen Avatar möglich? Und wie beeinflusst dies die Wahrnehmung der Zusehenden?
Aus der Begegnung mit den Studierenden und den Besucher*innen des OPEN LABS entsteht nun in weiterer Folge ein Vermittlungs- und Workshopformat, das anlässlich der Uraufführung von B:RHR:NG im Dezember 2024 dessen Zuschauer*innen in aktiven Kontakt mit dem Thema und den verwendeten Technologien bringt.
+- MOOPA
Performance und Mozilla Hubs / VR
27. April bis 1. Mai
Künstler: Felix Ludwig
Die finnische Performance-Gruppe Oblivia ist seit vielen Jahren immer wieder bei uns in der ARGEkultur zu Gast – unter anderen mit unseren Koproduktionen VERDRÄNGEN. VERDRÄNGEN, VERDRÄNGEN (2020), PLEASURE (2023) und 2025 mit der Uraufführung der Musiktheaterproduktion TURN TURTLE TURN 2.
2025 feiert Oblivia zudem sein 25-jähriges Bestehen. Aus diesem Grund entsteht mit MOOPA ein digitales MUSEUM OF OBLIVIAS PERFORMANCE ART.
Angelehnt an Oblivias Performance-Serie MOPMA – MUSEUM OF POSTMODERN ART (2012 bis 2016) entsteht dabei eine digitale Retrospektive auf die Arbeit der Gruppe im Digitalen Foyer der ARGEkultur – u.a. in Kooperation mit dem Finnischen Theatermuseum in Helsinki und in Koproduktion mit vielen Theatern im gesamten europäischen Raum. Der Salzburger Medienkünstler Felix Ludwig überträgt dafür auf Basis von Archivmaterial ausgewählte Elemente der Performances von Oblivia – Körper, Gesten, Klänge, Räume – in den digitalen Raum und entwickelt daraus eine begehbare Installation. So können Besucher*innen eine Reise antreten, durch die die künstlerische Entwicklung des finnischen Kollektivs erlebbar wird.
Im MEDIA ART LAB entwickelte Felix Ludwig erste Prototypen zu ausgewählten Räumen der Installation und diskutierte seine Methoden und die verwendeten Technologien u.a. in zwei Workshops mit Schüler*innen der HTL Salzburg. In den beiden OPEN LABS zu MOOPA (29. und 30. April) konnten interessierte Besucher*innen Felix Ludwig bei seiner Arbeit über die Schultern schauen: Er zeigte, wie auf der VR-Plattform Mozilla Hubs bzw. mit der Game-Engine Spatial.io Theaterräume entstehen und wie mittels Motion Capturing und KI Avatare designt werden können.
Eine weiterführende Vermittlung des Projekts ist für 2025 in Kooperation mit der HTL Salzburg geplant.
+- ICH HASSE MENSCHEN
Theater, Robotik und KI
27. April bis 01. Mai
Künstler*innen: Lena Rucker / Yvonne Schäfer / Nils Corte
Das Theaterstück ICH HASSE MENSCHEN von Lena Rucker und Nils Corte spielt in einer Zukunft, in der Menschen und intelligente Maschinen gleichberechtigt koexistieren. Schauplatz ist eine illustre 4er-WG, in der neben der Lieferdienstfahrerin Cuba und der Menschen-Maschinen-Therapeutin Fanny auch der Staubsauger-Roboter Volker und der WLAN-Router Conny wohnen.
Dies ist auch das Spielprinzip von ICH HASSE MENSCHEN: Dort stehen sich menschliche Darsteller*innen, Roboter und KI als gleichberechtigte Spielpartner*innen gegenüber.
Im MEDIA ART LAB fanden erste Try-Outs mit dem nichtmenschlichen Darsteller Volker statt – ein autonomer Roboter, der eigens für die Produktion auf der Basis eines handelsüblichen Staubsauger-Roboters entwickelt wurde und der – u.a. ausgestattet mit einer Kamera und in Wechselwirkung mit einer KI – sprechend in Kontakt mit den Teilnehmer*innen trat. In Workshops mit Schüler*innen der HTL Salzburg und im OPEN LAB (30. April) konnten die Teilnehmer*innen gemeinsam mit Volker die Bühne betreten und herausfinden, wie das Zusammenspiel von Mensch und Maschine im Theater auf Augenhöhe funktionieren könnte.
ICH HASSE MENSCHEN wird 2025 gemeinsam mit der Salzburger Künstlerin Yvonne Schäfer umgesetzt – als Zusammenarbeit zwischen freier Szene und Stadttheater. Premiere hat das Stück im Herbst 2025 am Theater Altenburg/Gera.
Bis das Projekt dann im November 2025 an der ARGEkultur zu sehen sein wird, entsteht parallel zur Produktion ein Vermittlungsprogramm in Kooperation mit der HTL Salzburg.