Common People. Kollektive für Individuen
HOW TO MAKE SENSE OUT OF THE TROUBLES
Die jüngsten Wahlkämpfe in Deutschland und Österreich haben gezeigt, dass offenbar jene Parteien den meisten Zuspruch erfahren, die es verstehen, durch ein „Wir“ und „die Anderen“ die Bevölkerung zu polarisieren. Gruppenzugehörigkeit durch Ausgrenzung zu definieren, beschränkt sich leider nicht nur auf rechtspopulistische Bewegungen. Auch linke und gemäßigte Kollektive versinken oft durch die eigene Spaltung in der Bedeutungslosigkeit – die Volksfront von Judäa gegen die judäische Volksfront lässt grüßen. Dabei haben es gerade die zivilgesellschaftlichen Zusammenschlüsse während der sogenannten „Flüchtlingskrise“ vorgezeigt, wie durch gemeinsames Agieren ein friedliches Miteinander gelingen kann.
Das Open Mind Festival 2017 widmet sich diesem Spannungsfeld der gemeinschaftlichen Organisation von Individuen. Was sind die Qualitätsmerkmale von Kollektiven, und wo besteht die Gefahr, sich totalitärer Mechanismen zu bedienen? Welche Bedingungen braucht es für die Entstehung konstruktiver Netzwerke? Wo liegen die Vorteile des sozialen Zusammenschlusses, ohne sich selbst zu negieren, und welche gesellschaftlichen Voraussetzungen sind nötig, um sich mit einer Gruppe zu identifizieren?
Die Auseinandersetzung mit dem heurigen Motto „Kollektive für Individuen“ erfolgt auf unterschiedlichen künstlerischen und diskursiven Wegen, zentral ist die Koproduktion „abreißen“ mit den Rabtaldirndln, die originär für das Festival erarbeitet wird. Ein wesentlicher Bestandteil ist dabei aber auch, den Slogan „Common People“ aufzugreifen und kulturelle Teilhabe für alle Interessierten durch kostenlose Partizipationsangebote zu ermöglichen.
Bereits die Beatles haben bewiesen, dass eine Band eben besser spielt als ihre einzelnen Teile. In diesem Sinne „Come on, people!“ – wir sehen uns beim Open Mind Festival.
Cornelia Anhaus, Kuratorin Open Mind Festival
Das Faltplakat zum Open Mind Festival 2017 als PDF.
„Kultur macht Thema“ ist seit 2009 Leitfaden des Open Mind Festivals, mit dem die ARGEkultur das Selbstverständnis von Kunst und Kultur als Kristallisationspunkt einer kritischen Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen Fragen sichtbar machen will. Es ist die Quintessenz der drei programmatischen Grundprinzipien des Mehrsparten-Kulturzentrums – Produktionshaus, Veranstalterin und Netzwerktätigkeit – ein Konzentrat der künstlerischen Idee des Jahresprogramms der ARGEkultur, das unterschiedliche künstlerische und diskursive Zugänge unter einem annual wechselnden Motto präsentiert. Zentral sind die jeweiligen Koproduktionen, die originär für das Festival erarbeitet werden.
Übersicht und Archiv (2009-heute)