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ARGEkultur Jahresprogramm 2015

Produktionshaus ARGEkultur

Die Produktionstätigkeit ist eine der zentralen Aufgaben der ARGEkultur. Seit der Eröffnung des Hauses im Herbst 2005 hat die ARGEkultur jährlich vier bis sechs neue künstlerische Arbeiten produziert.

produced by ARGEkultur

Es entspricht dem Selbstverständnis der ARGEkultur kontinuierlich neues Künstlerisches zu initiieren, dieses auch zu finanzieren und als Uraufführungen zu realisieren. Mit variablen ausgewählten KünstlerInnen und Produktionsteams – also bewusst nicht in einem fixen, gleichbleibenden Ensemble – greifen wir gesellschaftspolitisch relevante Themen auf und geben den KünstlerInnen die Möglichkeit diese zu bearbeiten.
Wir arbeiten als Initiatorin und als Labor, Entwicklungsprozesse werden sowohl produktionstechnisch wie dramaturgisch begleitet. Hier suchen wir oftmals experimentelle neue Wege und setzen uns damit bewusst andere Ziele als Auslastungszahlen und Einspielergebnisse. Mit diesen Eigenproduktionen stecken wir uns das Ziel, den gesellschaftspolitischen Diskurs zu erweitern und dem künstlerischen Denken und Arbeiten Freiraum zu schaffen.

Diese Eigenproduktionen werden oft in Zusammenarbeit mit anderen ProduktionspartnerInnen als Koproduktionen realisiert. Wie auch in den vergangenen Jahren kommen 2015 bevorzugt regionale Netzwerke zum Zug.

Monster zertrampeln Hochhäuser
„Monster zertrampeln Hochhäuser“
Foto (c) Bernhard Müller

Monster zertrampeln Hochhäuser von Lukas Holliger

Monster zertrampeln Hochhäuser
Foto (c) Bernhard Müller

09.–15.05.2015

Theaterstück von Lukas Holliger.
Eine Koproduktion von theater.direkt und ARGEkultur. Szenische Uraufführung.

Finanzkrise. Billiges Geld. Baukredite so günstig wie schon lang nicht mehr. Überall wird gebuddelt und umgegraben. Gute Zeiten für InvestorInnen und Immobilienhaie mit Wohnraum schnell viel Geld zu verdienen. Wo langfristige Mietverträge Schutz bieten sollten, greifen Immobilienprofis schon mal auch gern zu unlauteren Maßnahmen um lästige MieterInnen aus lukrativen Objekten hinaus zu bekommen.
Die Folge: Wohnungsnot wird zu dem signifikanten Problem vieler Kommunen und somit topographisches Abbild sozialer Ungleichheiten einer ganzen Gesellschaft.
Aber was macht das mit Menschen mit schmalen Budget, Menschen mit Migrationshintergrund oder gar Asylsuchenden? Es erzwingt deren unfreiwillige Segregation, manifestiert sich in ausgrenzender Ghettobildung und fördert kontraproduktiv Parallelgesellschaften.

Welche konkreten Schicksale sind mit solchen demographischen als auch ökonomischen Transformationen verknüpft? Darüber reflektiert Lukas Holliger in seinem neuen Stück. Das ungleiche, angebliche Künstlerehepaar Peter und Edith Fallok sind VerliererInnen des innerstädtischen Wohnungsmarktes und müssen sich glücklich schätzen, am Stadtrand in einem sanierten ehemaligen ArbeiterInnen-wohnblock eine neue Bleibe zu finden. Dessen Eigentümer, ein eiskalter Immobilienmakler und gleichzeitig korrupter Kommunalpolitiker, kennt keine Skrupel, weder Wohnraum einfach doppelt zu vermieten, noch um WählerInnenstimmen durch Jagd auf illegale AsylantInnen zu buhlen, denen er bislang überteuerte Kellerräume und Tiefgaragen vermietet hat.

In der doppelt vermieteten Wohneinheit „30E“ rücken die Falloks nun notgedrungen mit dem KleinbürgerInnenpaar Kurt und Kristina Kretz zusammen. Während die Männer zunächst ihre Verachtung preisgeben, gelingt den beiden Frauen allmählich eine vorsichtige soziale Annäherung.
Kultur trifft auf Unkultur, Kunst auf Kommerz, analytische Zwölftonkompositionen auf herzerwärmende Schlagermusik, György Ligeti auf Hansi Hinterseer, Ideologie auf Idealismus, künstlerischer Freigeist und Weltschmerz auf bequemen Konformismus.
Der unfreiwillig-pittoreske „Clash of culture“ in der Wohneinheit „30E“ oszilliert mit der zunehmenden Spaltung unserer Gesellschaft zu Fragen und aktuellen politischen Diskursen des Immobilienmarktes und der Flüchtlingsthematik.

Lukas Holligers zynische Farce setzt dabei ganz auf die Sprache. Die hochmusikalische Partitur seiner Dialoge hat sich der Autor in den unterschiedlichsten Genres – von der Prosa über das Hörspiel bis zum Verfassen von Librettos – erarbeitet. Der Text „Monster zertrampeln Hochhäuser“ war in der Endauswahl des Berliner Stückemarkts 2011 und wurde 2013 bei den AutorInnen-tagen „Stück auf!“ am Schauspiel Essen szenisch gelesen. Er erhielt dort den Publikumspreis und den Preis der Jugendjury.

Die deutschsprachige Uraufführung von „Monster zertrampeln Hochhäuser“ wird am 9. Mai 2015 als Koproduktion von theater.direkt und ARGEkultur in Salzburg realisiert werden.

  • Schauspiel Elisabeth Nelhiebel, Bina Blumencron, Christine Winter, Max Pfnür und Jurij Diez
  • Bühne und Kostüme Arthur Zgubic
  • Dramaturgie und Inszenierung Michael Kolnberger

Mehr Informationen zu Monster zertrampeln Hochhäuser

Taschenopernfestival Salzburg 2015 Sirenen

Taschenopernfestival Salzburg 2015
Foto (c) Johannes Amersdorfer (Lizenz CC BY-NC-SA)

Sirenen – Wer keine Fragen stellt, hört auch keine Lügen
16.–29.09.2015

Eine Koproduktion von Klang21 und ARGEkultur

Für das Jahr 2015, zur sechsten Ausgabe des Taschenopernfestivals, planen Klang21 und die ARGEkultur die Produktion und Uraufführung von fünf Musiktheaterwerken. Thematische Grundlage und inhaltlicher Ausgangspunkt für die Stücke sind die beiden ersten Seiten des 11. Kapitels aus „Ulysses“ von James Joyce. Dieser Abschnitt stellt eine Ouvertüre zu dem Kapitel dar, das Joyce selbst als „Sirenen-Episode“ bezeichnet – in Analogie zur Odyssee von Homer. In ihrem Zentrum stehen Ursprung und Wirkung der Musik und des Gesangs. Joyces sprachliches Spiel mit der Wahrnehmung wird zum Impulsgeber für Musiktheater als Spiel mit der Wahrnehmung. Gegenwärtig wird überall von multimedialer Reizüberflutung der Sinne gesprochen. Wann wird Gesang in der Szene unausweichlich und bezwingend, wie der Gesang der Sirenen?

Fünf bemerkenswerte junge Komponistinnen mit europäisch-internationalem Hintergrund gehen dieser Frage für das Taschenopernfestival 2015 nach:
Brigitta Muntendorf (Köln/D, Förderpreis der Ernst von Siemens Musikstiftung 2014), Sarah Nemtsov (Köln/D, Busoni-Kompositionspreis 2013), Jagoda Szmytka (PL/D, Staubach Honoraria Preis 2012), Ann Cleare (IRL, Staubach Honoraria 2014) und Wen Liu (CH/A, Kompositionspreis Ö1-Talentebörse 2012).

Inszenieren wird sowohl der künstlerische Leiter des Taschenopernfestivals Thierry Bruehl, sowie die Regisseure Ernst M. Binder (Leiter drama.graz), Paul-Georg Dittrich (Opernstudio Hamburg) und Kristof Georgen (Stuttgart). Hans-Peter Jahn (langjähriger Leiter des Eclat Festival Stuttgart und Neue-Musik-Chef des SWR) und Johannes Blum (Staatsoper Hamburg) begleiten die Taschenopern 2015 als Dramaturgen.
Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Juan García Rodríguez (Sevilla), der mit dem Taschenopernfestival seit 2005 als Komponist und Dirigent eng verbunden ist. Musikalischer Partner der Taschenopern 2015 ist bereits zum vierten Mal das formidable oenm – österreichisches ensemble für neue musik.

Das Taschenopernfestival versteht sich seit seiner Gründung im Jahr 2005 als Plattform und Labor für Musiktheater der Gegenwart: An den Schnittstellen von Musik, Text und Szene werden künstlerische Prozesse der genuin interdisziplinären Kunstform Oper gemeinsam vorangetrieben; diesem Prinzip folgend, entwickeln künstlerische Teams (Komposition, Szene, Text/Dramaturgie) mit unterschiedlichen Zugängen und Arbeitsweisen die Stücke von Beginn an in enger Zusammenarbeit.
Wie immer sind die fünf Produktionen des Taschenopernfestival 2015 in unmittelbarer Folge an einem Abend zu sehen.

Für das Publikum entsteht dadurch die einzigartige Möglichkeit, die verschiedenen künstlerischen Positionen zu ein und derselben kuratorischen Setzung im unmittelbaren Vergleich zu erleben - 2015 die fünf Sirenen von fünf jungen Komponistinnen.

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editta braun company & AyseDeniz CLOSE UP

CLOSE UP
Foto (c) Bettina Frenzel

15.–17.10.2015

Tanztheater
Eine Koproduktion von editta braun company, ARGEkultur Salzburg, KosmosTheater Wien, Posthof Linz und manipulate Festival Edinburgh.

Fünf Tänzerinnen gleich lemurenhaften Wesen; verdreht, beschränkt, geschunden und verkrümmt, drängen sie sich in die harmonisch perfekte Welt einer Konzertpianistin. Es scheint, als könne sich auch die künstlich abgeschottete Hochkultur, wo auf der Suche nach Perfektion oft kein Raum für Zweifel bleibt, menschlichen Gedanken und alltäglichen Sorgen nicht entziehen ...

Beklemmende Realitäten und Ängste, aber auch eine Ahnung von der Sehnsucht nach Bewegung in Freiheit, treten als Gestalt gewordene Gedanken und Gefühle auf den Plan. Die bewegten Körper der fünf Tänzerinnen bilden einzeln, paarweise oder als scheinbar unentwirrbares Agglomerat von Gliedmaßen befremdliche Kreaturen. Sind sie Alter Egos der Pianistin oder verdrängte Aspekte ihrer Seele? Während sie spielt, werden diese Wesen zu ihren Mit- und Gegenspielerinnen, lassen sich durchdringen von der dichten, mächtigen Live-Musik, werden getragen oder gequält, gehetzt oder befreit, leisten Widerstand – und wirken zurück. Denn ihr Erscheinen lässt die Musikerin nicht ungerührt …

Seit Beginn ihrer Arbeit als Choreografin hat Editta Braun mit ihrer Kompanie in der Reihe der sogenannten „Luvos“-Produktionen (1985, 2001, 2012) immer wieder Faszination und Irritation in der Wahrnehmung bewegter menschlicher Körper erzeugt. Unkonventionell eingesetzt in überraschenden Konstellationen, Ausschnitten und Blickwinkeln, geraten Torso und Gliedmaßen in Bewegung zu ungeahnten, so nie gesehenen Bildern des Lebenden, das gewissermaßen vom ganzen Menschen abstrahiert erscheint. Die szenische Fantasie „CLOSE UP“ entwickelt die erprobten tänzerischen Mittel der editta braun dance company weiter und setzt sie in einen neuen Kontext.

Mit Katja Bablick, Sandra Hofstötter, Ania Lis, Martyna Lorenc und Anna Maria Müller. Am Flügel: AyseDeniz.

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Open Mind Festival 2015 Ich ist eine Andere

CLOSE UP
Foto (c) Hannah Gottschalk

12.–22.11.2015

Es ist falsch, zu sagen, Ich denke. Es müsste heißen: Man denkt mich.
Arthur Rimbaud

Das Open Mind Festival 2015 „Ich ist eine Andere“ beschäftigt sich mit der Konstruktion von Identität und Rollenbildern, dem Körper als Kunst- und Projektionsfläche. Zwischen künstlerischer Verklärung und realen Abhängigkeiten, Beruf und Berufung, Exklusion und Inklusion, digitalem Ich und Selbstauflösung sowie Popkultur und Philosophie liegen die auszuleuchtenden Pole, die lustvoll definiert und kritisch hinterfragt werden sollen. Ein Fokus wird auf die Analyse der – vor allem weiblichen – individuellen Identitätsbildung sowie der damit behafteten Fantasien, Stereotype, Machtüberschreitungen und Rebellion gegen diese konfliktgeladenen Bereiche gelegt werden.

Schein und Wahrheit – mit diesen Begriffen operiert auch Friedrich Nietzsche. Die Welt ist wahr, wenn wir sie als Schein begreifen. Sobald wir den Schein abschaffen, schaffen wir die Welt ab. Sind wir, was wir scheinen? Jean Baudrillard und Umberto Eco erklärten gar die Kopie zum eigentlich Authentischen. Woher kommt der ambivalente Wunsch nach authentischer Maskerade und was macht das Ich aus, welche Rolle kommt ihm in der Gesellschaft zu? Oder ist das obsolet, weil das Subjekt ohnehin nur ein Resultat neuronaler Prozesse ist, eine Illusion wie es uns die Hirnforschung erklärt.

Letztlich geht es bei all diesen Fragen um die Suche nach Identität. Dem eigenen Wesen auf die Spur zu kommen, scheint in Zeiten von (meist erzwungenen) Migrationsbewegungen, heterogenen Gesellschaften und kultureller Globalisierung und Hybridisierung ungleich schwieriger, wenn auch die Identitätsbildung nach wie vor durch soziale und politische Faktoren bestimmt ist.

Frankenstein

Zentral für das kommende Open Mind Festival ist die Koproduktion „Frankenstein“ mit dem Salzburger MedienkünstlerInnen-Kollektiv gold extra.
Mit „Frankenstein“ schaut gold extra auch dorthin, wo uns die Roboter gefährlich nahe kommen, nämlich in die Krankenhäuser, Heime und Pflegestationen.
Schauplatz: Krankenhaus. Es war eine schöne Verbindung: Menschen gehen kaputt, Roboter nähen sie in Krankenhäusern wieder zusammen. Was aber, wenn keine Menschen mehr zum Reparieren da sind? In einer futuristischen Welt ohne Menschen bleiben Roboter zurück, die operiert, analysiert und Fieber gemessen haben und nun durch leere Krankenhausflure rollen. Und sie bauen, was sie brauchen um ihren eigentlichen Zweck zu erfüllen: den Menschen; um diesen dann wieder laufend zu reparieren. Sie brauchen dazu eine Software, um Entscheidungen zu treffen, und wer diese Software entwickelt, kontrolliert unseren Alltag. Das Stück „Frankenstein“ thematisiert die Frage: Welche menschliche Identität entwickeln wir, wenn wir nach den Bauplänen unserer Maschinen geschaffen werden?

„gold extra zeigt Theater der Zukunft“, schrieb Werner Thuswaldner (SN) über „Black Box“, das erste Stück mit ferngesteuerten Maschinen.
Mit „Frankenstein“ entsteht nun eine neue Arbeit, die über bisheriges Objekttheater ästhetisch und technisch hinausgeht. Alle technischen Elemente sind eigene Entwicklungen: Es entsteht innovative Kunst, die mit Humor zwischen Science Fiction, Krankenhausserie und philosophischen Fragen navigiert und den Schöpfungsakt fachgerecht in die versierten Hände von Maschinen legt.
Für „Frankenstein“ arbeiten Sonja Prlić und Karl Zechenter mit DI Dr. Walter Schacherbauer zusammen und setzen damit die erfolgreiche Kooperation fort, in der 2006 das mit dem „Offenbacher Löwen“ ausgezeichnete Robotertheaterstück „Black Box“ entstand.

A Duet
Foto (c) Bernhard Müller

Die zweite Produktion, die im Rahmen des Open Mind Festivals 2015 entsteht, ist die Solo-Performance der indischen Tänzerin und Choreografin Nayana Keshava Bhat „A Duet.“.
In Indien geboren und inzwischen in Salzburg lebend wurden Bhat mehr als einmal kulturelle Stereotype übergestülpt, um sie einordnen zu können. Gemeinsam in den mit dem Lichtdesigner Robert Herbe entwickelten Geschichten, werden die damit verbundenen Widersprüche auf humorvolle Art aufgezeigt.

Mehr Informationen zum Open Mind Festival 2015