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JAHRESPROGRAMM 2019

Theater / Tanz / Performance

Ab 2019 stellt sich der Koproduktionsbereich der ARGEkultur neu auf. Ziel unserer Koproduktions- und Gastspieltätigkeit ist es zukünftig, das Salzburger Publikum sowie die lokalen Kunstschaffenden mit neuen, hier noch unbekannten künstlerischen Positionen zu konfrontieren und zu einer inhaltlichen wie formalen Auseinandersetzung anzuregen. Zum anderen geht es uns darum, das Netzwerk der ARGEkultur auf einer institutionellen Ebene zu erweitern: Die ARGEkultur macht sich auch über die Grenzen von Stadt und Land Salzburg hinaus sichtbar und positioniert sich als überregional und international agierende Koproduktionspartnerin.

Darüber hinaus bleibt die ARGEkultur der freien Salzburger Tanz-, Theater- und Performance-Szene weiterhin als Produktions- und Spielort erhalten. 2019 findet ein knappes Dutzend Koveranstaltungen in diesem Bereich statt.

AUTOS von Enis Maci

Regie: Franz-Xaver Mayr
Uraufführungsinszenierung in Koproduktion mit dem Schauspielhaus Wien
Im Rahmen des ‚Arbeitsateliers‘ in Kooperation mit dem DRAMA FORUM von uniT Graz
Gefördert durch den Deutschen Literaturfonds
Februar 2019

Eine Frau, ein Mann, ein Auto. Eine Spazierfahrt? Oder eine Fahrstunde? Wie stehen die beiden Menschen zueinander? Orte und Begebenheiten am Straßenrand konfrontieren sie mit teils verdrängten Erinnerungen. Die Fahrt führt zunächst zu einer Grundschule, welche die Frau als Kind besuchte – daneben befindet sich eine psychiatrische Praxis. Dort versuchte vor langer Zeit der Vater, die Schmerzen der Vergangenheit zu lindern. Im Radio laufen Berichte, Interviews, Musik und fließen mit der Gedankenwelt der beiden Passagiere zusammen, kontrastieren oder beflügeln deren Fantasien. Immer mehr verschwimmen die Grenzen zwischen Gegenwart und Vergangenheit, Realität und Imagination.

Die junge Autorin Enis Maci erzählt einen rätselhaften Reigen von Begebenheiten innerhalb des Autos und am Straßenrand, Fragmente von Biografien. Ihr neues Stück spannt einen Bogen über mehrere Generationen einer Familie, untersucht deren Verletzungen und Traumata – und beschäftigt sich vor allem mit einer der Urzellen des Theaters schlechthin: dem Topos des Verrats. Mit fast antiker Sprachgewalt fragt Enis Maci danach, was es bedeutet, wenn Familien zerbrechen. Was heißt es, wenn sich jemand von der eigenen Herkunft emanzipieren möchte?

Enis Maci, geboren 1993 in Gelsenkirchen, hat Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und Kultursoziologie an der London School of Economics studiert. 2010 erhielt sie den Förderpreis des Literaturbüros Ruhr. Das Stück LEBENDFALLEN entstand im Rahmen der Schreibwerkstatt FLUCHT, DIE MICH BEDINGT am Maxim Gorki Theater Berlin. Ihr Stückentwurf MITWISSER wurde mit dem Hans-Gratzer-Stipendium 2017 ausgezeichnet und 2018 am Schauspielhaus Wien uraufgeführt. Für das Stück wurde sie in der Kritiker*innen-Umfrage der Fachzeitschrift ‚Theater heute’ (Stückabdruck in der Ausgabe 06/2018) zur Nachwuchs-Autor*in 2018 gewählt. Seit der Spielzeit 2018/19 ist Maci Hausautorin am Nationaltheater Mannheim. Im Oktober 2018 erschienen unter dem Titel EISCAFÉ EUROPA Essays von Enis Maci im Suhrkamp Verlag – am 23. Februar wird Enis Maci in der ARGEkultur daraus lesen.

Franz-Xaver Mayr, geboren 1986 in Hallein, studierte Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen und Regie an der Zürcher Hochschule der Künste. Er inszeniert regelmäßig in Wien (Schauspielhaus, Burgtheater), am Schauspielhaus Graz und am Theater Basel. 2017 wurde er für seine Arbeit am Schauspielhaus Wien – DIESE MAUER FASST SICH SELBST ZUSAMMEN UND DER STERN HAT GESPROCHEN, DER STERN HAT AUCH WAS GESAGT von Miroslava Svolikova – für den Nestroy-Preis in der Kategorie ‚Nachwuchs-Regie‘ nominiert. Mit AUTOS zeigt er zum ersten Mal eine Schauspielproduktion in seiner Heimat Salzburg.

Details zur Veranstaltung

DREI FARBEN: ROT-WEISS-ROT – EXPERT*INNEN-PROJEKTE

Koveranstaltung mit dem Mozarteum Salzburg / Thomas-Bernhard-Institut
Mai 2019

Wieviel Wirklichkeit braucht das Theater, wie viel Theater braucht die Wirklichkeit, wie viel Wirklichkeit brauchen Regiestudierende in ihrem Studium? Was ergibt sich aus der Konfrontation von ‚echten’ Geschichten und Menschen mit der Fiktion des Theaters?

Im Sommersemester 2019 beginnt zum fünften Mal das, was als ‚Expert*innen-Projekte’ im Stundenplan der Regiestudierenden am Thomas-Bernhard-Institut der Universität Mozarteum in Salzburg seit 2010 fest verankert ist. Insgesamt 17 Studierende haben bisher 17 Theaterarbeiten mit sog. ‚Expert*innen des Alltags’ (Rimini Protokoll) auf die Beine gestellt. Manche davon fanden im Theater statt, andere in Sitzungssälen, unbeheizten Arbeitshallen, Probebühnen, auf Bergen, Straßen und Plätzen. Manche waren als Theater kenntlich, andere suchten die Verschmelzung, das Enactment von Wirklichkeit. Manche arbeiteten ausschließlich mit ‚Nicht-Schauspieler*innen’, andere integrierten Schauspieler*innen als Expert*innen für das Verwandeln und Handeln auf der Bühne in ihre Arbeit. Für manche war die Premiere das Ende der Probenphase, für andere nur der Anfang einer öffentlichen Arbeitsphase.

Die Ergebnisse der fünf Studierenden, die sich ab März 2019 mit dem Expert*innen-Theater beschäftigen, werden im Mai/Juni 2019 zu erleben sein. Zwei davon finden im Studio der ARGEkultur statt.

Details zur Veranstaltung

THE VERY MOMENT von Anna Konjetzky

Koproduktion mit Anna Konjetzky und den Münchner Kammerspielen
In Kooperation mit der SOMMERSZENE Salzburg
Juni 2019

THE VERY MOMENT der Münchner Choreographin Anna Konjetzky ist eine Auseinandersetzung mit verschiedenen Formen des Scheiterns, des Balanceverlustes, des ‚Aus-dem-Tritt-Geratens‘, des Fallens.

Was passiert im eigenen Körper in diesem Moment? Was passiert beim Ausstellen dieses Körpers? Und was passiert beim Betrachten eines solchen Momentes? THE VERY MOMENT bringt im Rahmen eines Showformates das Scheitern auf die Bühne, den fragilen und ineffizienten Körper. Ein Tanzabend, bei dem sich die anwesenden Körper in Zustände versetzen, in denen offen ist, wann sie sich fallen lassen, um zu sehen, welche Bewegung der Fall bringt. Und welchen Neuanfang er möglich macht ...

Die Arbeit, die u.a. in Koproduktion mit den Münchner Kammerspielen entsteht und deren Probenarbeit überwiegend in Salzburg stattfand, bildet den Auftakt zu einer perspektivischen Zusammenarbeit mit Anna Konjetzky, die in den kommenden Jahren gemeinsam mit Salzburger Tänzer*innen und Performer*innen Workshops und Projekte an der ARGEkultur realisieren soll.

www.annakonjetzky.com

UNTOPIA // DIE REHABILITIERUNG EINES UNGELIEBTEN PRÄFIXES

Performative Installation
Diplom-Inszenierung von Carmen Schwarz
Koproduktion mit dem Mozarteum Salzburg / Thomas Bernhard-Institut
September 2019

Früher hörte man nie auf anzufangen,
während man heute nie mit irgendetwas fertig wird.
Gilles Deleuze

Wir haben es uns gemütlich gemacht in einem Apple-glatten Leben, das nach Ruhm, Anerkennung und Perfektion strebt. Effizienz, Optimierung und Präsentation sind längst nicht nur im Job, sondern auch in unserer Freizeit wichtige Faktoren geworden; sie bestimmten Alltag, Körper und Geist – die heilige Trias, die uns ein erfolgreiches und glückliches Leben verspricht.

Uneffektiv. Unkreativ. Unambitioniert. Das kleine Präfix ‚un-‘ klingt in unseren Ohren äußerst unsexy; es lässt sich nicht verkaufen, erfüllt keinen Zweck, führt zu keinem Ergebnis – kurz, es ist Gift für unsere selbstgeschaffene Corporate Identity. Wie aber sähe eine Welt fernab von gängigen Erwartungshaltungen aus? Könnte das ‚un-‘ Bestand in einem Heute haben, gar eine denkbare Alternative sein? Wollen wir weitermachen wie bisher oder ist es nicht an der Zeit anzufangen aufzuhören?

Mit UNTOPIA // DIE REHABILITIERUNG EINES UNGELIEBTEN PRÄFIXES wird aus diesem Gedankenexperiment Realität: In einer performativen Installation werden die Möglichkeiten, Spielregeln und Grenzen einer Gesellschaft fern von Effizienz, Rationalisierung und Leistungserwartung untersucht. Die Zuschauer*innen betreten eine Welt umgekehrter Vorzeichen, einen Erfahrungsraum, der es ermöglicht, Leerstellen, ‚Fehlern’ und Zufällen wieder neu zu begegnen.

ANNIKA DOES SWANLAKE von Oblivia

Gastspiel im Rahmen des tanz_house Herbst
Oktober 2019

Ein weltbekanntes Ballett, in dem sich ein junger Mann, Siegfried, an seinem Geburtstag in einen Schwan verliebt. Sehr seltsam. Warum wollen Menschen Jahr für Jahr immer wieder SCHWANENSEE sehen? Annika Tudeer, Gründerin der international erfolgreich tourenden Gruppe Oblivia, nimmt das Ballett SCHWANENSEE als Rahmen für eine Performance darüber, dass es vielleicht gar keine so gute Idee war, aus SCHWANENSEE ein Solo zu machen.

Das Solo besteht neben Elementen aus dem Ballett aus autobiographischen Episoden. Annika Tudeer blickt zurück auf die Zeit ihrer Literatur- und Gender-Studies in den 1990ern und auf ihre Erfahrungen in der Analyse von Tanz und als Tanzkritikerin.

Das Gastspiel von ANNIKA DOES SWANLAKE im Rahmen des tanz_house Herbst 2019 stellt einen ersten Kontakt her zwischen dem Salzburger Publikum und der einzigartigen performativen Ästhetik von Oblivia. In zwei vorgelagerten Workshops wird Annika Tudeer die improvisatorische Arbeitsmethodik von Oblivia vorstellen und in Vorbereitung für eine 2020er-Koproduktion mit dem Theater Rampe, Stuttgart – Arbeitstitel: VERDRÄNGEN, VERDRÄNGEN, VERDRÄNGEN – Arbeitsprozesse mit Salzburger Künstler*innen initiieren.

www.oblivia.fi

IBSEN: GESPENSTER von Markus&Markus

Gastspiel im Rahmen des OPEN MIND Festivals – BYE BYE EVERYTHING?
November 2019

In Ibsens Drama GESPENSTER bittet Osvald seine Mutter, ihm zum Sterben zu verhelfen. Sie zweifelt. Und mit ihr zweifeln noch immer Gesellschaften überall auf der Welt, ob es ein Grundrecht auf selbstbestimmtes Sterben gibt. Das Kollektiv Markus&Markus traf seinen Osvald, die 81-jährige Margot, am 1. April 2014 und begleitete sie mit der Kamera während ihrer letzten Tage beim Ordnen ihrer Dinge, den letzten Arztbesuchen, Abschiedsfesten und schließlich auch auf ihrem Weg in die Schweiz. Dorthin, wo einige wenige Organisationen seit Jahren Sterbehilfe leisten auf dem schmalen Grat, den die Justiz ihnen lässt. Am 22. Mai 2014 waren sie auf Margots Beerdigung.

IBSEN: GESPENSTER dokumentiert diese besondere Begegnung. Das Stück ist eine Feier des Lebens, ein Dinner for One, bei dem die Tischdame ihren verstorbenen Freundinnen bereits gefolgt ist. Auf der Bühne sind nur noch Markus&Markus. Ein kontroverser Diskurs prallt auf ein Drama, dessen Protagonistin bereits tot ist. IBSEN: GESPENSTER ist ein Stück über das Sterben und zugleich Überlebenselixier, denn: So lange man über mich redet und meine Geschichte erzählt wird, so lange bin ich nicht tot.

Markus&Markus ist ein Theaterkollektiv aus Hildesheim, bestehend aus Lara-Joy Haman, Katarina Eckold, Markus Schäfer und Markus Wenzel. Markus&Markus stehen seit 2011 für eine ureigene Form politischen Theaters, pennälerhafte Penetranz und radikale Perfektionslosigkeit. Intensive dokumentarische Investigation und radikaler Zugriff auf Realität stehen im Zentrum ihrer Arbeiten.

Markus&Markus produzierten für den Stückemarkt des Berliner Theatertreffens, den Freischwimmer und Theater der Welt. Ihre Inszenierungen wurden auf zahlreiche Festivals eingeladen: Frankfurter Positionen, Impulse Mülheim a.d. Ruhr, Spielart München, Premières in Karlsruhe und Strasbourg, Fast Forward Braunschweig, Perspectives Saarbrücken, Best OFF Niedersachsen. Die Arbeiten wurden darüber hinaus auch international gezeigt: Stage Festival Helsinki, Ibsenfestival am Nationaltheater Oslo, Singapore International Festival of Arts, Something Raw Amsterdam. Markus&Markus wurden ausgezeichnet: George Tabori Förderpreis, Jurypreis des ‚Best OFF − Festival Freier Theater der Stiftung Niedersachsen‘, Jurypreis des Kapitalismusschredders. Seit 2016 erhalten sie die Konzeptionsförderung des Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur. Im Sommersemester 2017 hatten sie einen Lehrauftrag an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig inne.

www.markusundmarkus.at

Premiere an der Gessnerallee Zürich
Eingeladen zu den FRANKFURTER POSITIONEN am Mousonturm Frankfurt, zu SOMETHING RAW am Frascati Theater Amsterdam, zum Festival PREMIÈRES – Karlsruhe, zu IMPULSE THEATER FESTIVAL am Ringlokschuppen Mülheim an der Ruhr, zu DURCHSTARTER NIEDERSACHSEN am LOT-Theater Braunschweig, zum SPIELART FESTIVAL in München, zum BEST OFF NIEDERSACHSEN in Hannover, zum FESTIVAL PERSPECTIVES in Saarbrücken, zum BANDEN!-Festival Oldenburg, zum SINGAPORE INTERNATIONAL FESTIVAL OF ARTS, zum STAGE FESTIVAL HELSINKI, zum Festival PREMIÈRES in Strasbourg, zum MARTIN LUTHER PROPAGANDASYMPOSIUM in Jena und zum Festivalul European de Teatru Eurothalia in Timisoara Eingeladen zu Gastspielen an den Sophiensaelen Berlin, am FFT Düsseldorf, der Schwankhalle Bremen, der RAMPE Stuttgart, der Studiobühne Köln, am ROXY Birsfelden und das Lichthof Theater Hamburg
Ausgezeichnet mit dem JURYPREIS des ‚BEST OFF − Festival Freier Theater der Stiftung Niedersachsen‘

Koveranstaltungen (geplant)

Tanz- und Theaterfestivals (Auswahl)