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JAHRESPROGRAMM 2020

Medienkunst

Die ARGEkultur hat den Bereich Medienkunst in den letzten Jahren vor allem durch Festivals – BASICS (bis 2014) und DIGITAL SPRING (2016 und 2018) – abgedeckt. Der DIGITAL SPRING wird auch in 2020, im März fortgeführt. Motto diesmal: STAND BY.

Um der gesamtgesellschaftlichen Breitenwirkung, mit der digitale Medien unseren Alltag nahezu vollständig umgestaltet haben, Rechnung zu tragen ergänzen wir darüber hinaus seit 2019 diese Konzentration auf zeitlich begrenzte Formate und stellen den Bereich Medienkunst breiter auf: So werden ausgewählte Medienkunstprojekte – wie z.B. unser langfristig angelegtes digitales Projekt argeBOT – begleitend zu Veranstaltungen anderer Bereiche zu sehen sein. Oder wir operieren mit der Fortsetzung unserer Beteiligung an dem mit dem ‚European Youth Culture Award’ ausgezeichneten Projekt SCHNITT#STELLEN (gold extra, Medialab der Universität Mozarteum Salzburg, NMS Lehen) erneut an der Schnittstelle von Medienkunst und Medienpädagogik (März 2020). Oder koproduzieren das aufwändige, Doppelpass-geförderte Projekt EXIT GHOST, mit dem die Gruppe irreality.tv im Juni 2020 (im Rahmen der SOMMERSZENE) Filme und Serienformate mit Salzburger Bürger*innen im öffentlichen Raum entwickeln und drehen wird.

argeBOT

fortlaufend seit September 2019

Das von der ARGEkultur produzierte, langfristig angelegte, experimentelle Projekt ist interdisziplinär konzipiert und operiert an der Schnittstelle der Bereiche Medienkunst, Text und Diskurs sowie Vermittlung.

Der argeBOT ist ein subjekthaftes Wesen. Er kommuniziert schriftlich mit jede*r User*in, der*die das Gespräch mit ihm sucht. Er eignet sich für einen kleinen Chat ebenso wie für ein langes und tiefgründiges Gespräch über gesellschaftspolitisch relevante Themen.

Auf technischer Ebene besteht der argeBOT aus einer Software (der Programmiersprache Python), die Texte lesen und dadurch lernen kann – eine Künstliche Intelligenz also. Sein Textkorpus wird von uns kuratiert - pro Jahr laden wir ca. dreißig Künstler*innen ein, dem BOT ihre wichtigsten Bühnentexte zur Verfügung zu stellen. Diese Texte fließen in den Wortschatz des BOTs ein und sind als dessen Hintergrundarchiv jeder Zeit für die User*innen einsehbar. Vom Gespräch mit dem BOT können die Nutzer*innen also direkt auf die Quelltexte dieses Gesprächs zugreifen. Sie treten so direkt in Kontakt mit den Arbeitsprozessen der Künstler*innen und den konkreten Inhalten, die diese Künstler*innen auf den Bühnen der ARGEkultur verhandeln. Über das Gespräch mit dem BOT betritt man sozusagen den inneren Diskursraum der ARGEkultur.

Im September 2019 erlebte der argeBOT seine erste öffentliche Testphase (im Rahmen des Institutionen-übergreifenden Festivals SCIENCE MEETS FICTION) als Installation im Foyer der ARGEkultur. Nach Auswertung der dabei entstandenen ersten Gespräche mit User*innen wird der BOT für die weiteren öffentlichen Testphasen (ab Jänner 2020) überarbeitet und weiterentwickelt. In Zusammenarbeit mit einem Wiener Chatbot-Startup wird der BOT neben seinem ‚körperlichen’ Erscheinungsbild als Installation im Laufe des kommenden Jahres online verfügbar sein (auf der Website der ARGEkultur) und im weiteren Verlauf eine Sprechstimme bekommen.

Der BOT wird somit zum unverzichtbaren Bestandteil des Kulturprogramms der ARGEkultur. Er wird in ‚reale’ Veranstaltungen eingreifen können (z.B. kann er Publikumsgespräche moderieren), gleichzeitig können Veranstaltungen (z.B. Diskussionen von Künstler*innen mit dem BOT) nicht mehr nur in den Räumlichkeiten der ARGEkultur, sondern auch online stattfinden.

ARGEbot
argeBOT

SCHNITT#STELLEN

März

SCHNITT#STELLEN ist ein transdisziplinäres Forschungsprojekt, das zum Ziel hat, aktuelle Erkenntnisse aus der medienkünstlerischen und medienpädagogischen Forschung sowie Praxismethoden und Forschungsverfahren zusammenzuführen und weiterzuentwickeln. Im Fokus des Interesses stehen Wechselwirkungen und Synergiepotentiale der medienkulturellen Lebenswelten unterpriviligierter Jugendlicher und dem Feld zeitgenössischer Medienkunst. Das auf drei Jahre angelegte Projekt legt seinen Schwerpunkt also auf künstlerische Forschung und wird geleitet von Dr. Iwan Pasuchin (MediaLab der Universität Mozarteum Salzburg) und Sonja Prlić und Karl Zechenter der Salzburger Medienkünstler*innen-Gruppe gold extra. Die ARGEkultur fungiert als institutionelle Partnerin und agiert darüber hinaus in beratender und evaluierender Funktion.

Im Schuljahr 2018/2019 entwickelten gold extra im Rahmen des Projekts gemeinsam mit Schüler*innen der NMS Lehen eine Mixed-Reality-Game – THE TRUTH PART 2 –, das zunächst in der Schule gespielt und im Juni 2019 dann in den Räumlichkeiten der ARGEkultur gezeigt wurde. Die Arbeit der Beteiligten wurden anschließend mit dem ‚European Youth Culture Award’ ausgezeichnet. – Die Jugendlichen gerieten mit dem Game erstmalig in Kontakt mit einer Kulturinstitution bzw. der ARGEkultur. Das Projekt ermöglichte es uns also, ausgehend von zeitgenössischer Medienkunst die ARGEkultur in den Bereichen kulturelle Bildung und Vermittlung zu positionieren.

Im Schuljahr 2019/20 wird das Projekt nun mit einer weiteren Schulklasse der NMS Lehen fortgesetzt und im März 2020 im Vorfeld des DIGITAL SPRING (s.u.) in der ARGEkultur gezeigt.

THE TRUTH PART 2
The Truth II
Foto © Kaktus Landoo / gold extra

DIGITAL SPRING

STAND BY
18. bis 21. März 2020

Nach den ersten beiden Ausgaben des DIGITAL SPRING – einer Initiative von ARGEkultur und subnet in Kooperation mit dem HCI – im Jahre 2016 (ARTIVISM) und 2018 (TRANSHUMANISM. UPDATES ARE AVAILABLE) wird das biennale Festival im März 2020 fortgesetzt. Ziel des DIGITAL SPRING ist weiterhin, anhand eines aktuellen Themas sichtbar zu machen, woran lokale und überregionale Künstler*innen, Wissenschaftler*innen und Netz- und Medienaktivist*innen im Bereich von Medienkunst und -kultur arbeiten. Darüber hinaus soll die 2020er-Ausgabe transdisziplinär erweitert werden: Der DIGITAL SPRING dockt von nun an auch an andere Sparten, Wissensgebiete und Institutionen an und bindet somit neue Zielgruppen ein. Ziel ist somit nicht nur die Sichtbarmachung der Medienkunstszene Salzburgs (und darüber hinaus), sondern die transdisziplinär-diskursive Reflexion einer zunehmend digitalisierten Gesellschaft.

Der Festivaltitel STAND BY ist dafür paradigmatisch. STAND BY bezieht sich nicht nur auf den Bereitschaftsmodus elektronischer Geräte – nicht an, nicht aus, aber jederzeit bereit –, sondern ruft vor allem gesellschaftspolitische Konnotationen und Fragen auf. So beschreibt er beispielsweise die Aufmerksamkeitsökonomie von User*innen digitaler Medien und sozialer Netzwerke als dauerhaften Stand-by-Modus, um jede eintreffende Information möglichst schnell aufnehmen und verarbeiten zu können. Er erzählt von einem nahezu passiven menschlichen Subjekt im Angesicht der Komplexität und Rasanz des technischen Fortschritts. Oder entwirft ein Szenario, in dem der digitale Kapitalismus die Arbeitswelt bereits derart umgestaltet hat, dass der Mensch zwar zum arbeitswilligen und jederzeit potentiell abrufbaren, aber zunehmend ausgeschlossenen Träger von Arbeitsleistung wird.

In Kooperation mit der Galerie5020, dem Salzburger Kunstverein, u.a.

Kuration: Theresa Seraphin, Martin Murer, Marius Schebella

www.digitalspring.at

Digital Spring

EXIT GHOST

Interaktive Serie von irreality.tv
Juni

irreality.tv ist eine Plattform für ortsspezifische und partizipative Fernsehprojekte. Die Serien von irreality.tv entstehen in Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort. Alle können mitspielen und mit uns gemeinsam den Plot entwickeln. Im Zentrum steht dabei die Frage, was passieren sollte oder könnte, wenn das Leben eine Fernsehserie wäre. Und im Rahmen eines Filmdrehs kann das dann auch wirklich passieren – ‚Soapifizierung’: Der Alltag vor Ort ist Ausgangspunkt für Stories, die sich zwischen Dokumentation, Fiktionalisierung und Inszenierung bewegen und dabei stets auch darauf abzielen, eben diesen Alltag zu transzendieren oder suspendieren.

Für EXIT GHOST wendet sich irreality.tv einem Sub-Genre des Phantastischen zu: der Geisterjagd! Spukt es hier, gibt es hier Gespenster? Diese Frage lässt sich an jeden Ort stellen und erlaubt doch ein ortsspezifisches Arbeiten. Sie ist besonders geeignet zur Erkundung von Orten gemeinsam mit Menschen vor Ort, denn die möglichen Antworten sind vielfältig: die (verborgene) Geschichte eines Ortes kann ebenso hervortreten wie unverwirklichte Potentiale oder uneingelöste Hoffnungen; es kann um Konflikte gehen, um Unerledigtes, um Atmosphären, um Stimmungen, um Unerklärliches und um Erklärungsversuche. Es kann um Sichtbares und Unsichtbares gehen, um Verschwinden ebenso wie Erscheinen, um das Alte und um das Neue. Und nicht zuletzt geht es auch bei EXIT GHOST nicht zuletzt um den Spaß am gemeinsamen Phantasieren, an Kostümierungen und Special Effects. Geisterjäger*innen sind populär als Topos in Film, Fernsehen, Literatur und damit gibt es zahlreiche Andockungspunkte an bekannte Narrative ebenso wie an konkrete Erzählkonventionen, was sich für die partizipative Praxis von irreality.tv, für den Spaß am Mitspielen, auch in vergangenen Projekten bereits als hilfreich erwiesen hat.

EXIT GHOST ist gefördert durch das Doppelpass-Plus-Projekt der deutschen Kulturstiftung des Bundes. Die Serie wird in drei Staffeln produziert. Die erste Staffel entstand in der Spielzeit 2018/19 am Theater Augsburg, die zweite Staffel entsteht in der Spielzeit 2019/20 am brut Wien. Staffel drei ist als ‚Roadmovie‘ konzipiert – eine Folge davon wird im Juni an der ARGEkultur, in Salzburg und mit Salzburger Bürger*innen produziert und im Rahmen der SOMMERSZENE gezeigt.

irreality.tv